12.07.2020, Überfahrt nach Gran Canaria
Bereits vor Sonnenaufgang habe ich mit den Vorbereitungen zum Ablegen begonnen. Pünktlich um 7 Uhr ging es dann los. Der Plan war, vorerst unter Maschine möglichst viel Nord gut zu machen, um das fast immer auftretende Starkwindfeld zwischen Teneriffa und Gran Canaria etwas zu umgehen. Für heute sind Winde um 25 ktn und Böen bis zu 33 ktn vorhergesagt. Küstennah sollte es bis gegen 10 Uhr bis max. 20 ktn aus NNE wehen.
Leider kam es mal wieder völlig anders. Bereits nach Rundung des Montana Roja, nach gerade mal 3 NM, kam mir eine sehr steile, kurze und ca. 1,50 m hohe Welle direkt entgegen. Der Wind nahm keine Stunde später auf beständige 30 ktn zu. Meine Fahrt im Schiff sank dadurch auf teilweise bis zu 1,2 ktn über Grund. Das ging so also nicht weiter. Ich habe mich dann entschieden, auf direktem Kurs durch das Starkwindfeld zu segeln. Also habe ich den Motor ausgestellt und mit halb ausgerollter Genua Kurs auf Puerto de Mogán genommen. Das bereits angeschlagene Kuttersegel wollte ich nicht mehr setzen, da das Vordeck ständig überspült wurde und mir das Risiko zu groß war.
Im Nachhinein hätte ich lieber umdrehen sollen um auf bessere Bedingungen zu warten. Habe ich aber leider nicht! Es kam dann so, wie es kommen musste. Gegen Mittag und dann mit voller Wucht. Der Wird legte immer mehr zu und es bauten sich wahre Monsterseen auf. Mittlerer Weile herrschte ständig 40 ktn Wind und Böen von fast 50 ktn. Insgesamt 3 mal wurde das Cockpit vollständig überflutet. Beim ersten Mal saß ich noch draußen und bin voll erwischt worden. Es schleuderte mich von den Füßen und ich fiel mit dem Rücken gegen den Rand des Backskistendeckels. Trotz großer Schmerzen musste ich schnell wieder hochkommen, um Herr der Lage zu bleiben.
Durch die zu kleinen Lenzbohrungen konnte das Wasser auch nicht schnell genug ablaufen und ergoß sich über den Heizungsauslaß und die Lüftungsgitter der Backskiste in das Schiff. Die Bilge war randvoll und ich musste bei dem Seegang mit Schmerzen auch noch mit dem Eimer lenzen. Der Schlauch der Lenzpumpe endet in der Achterpiek und um die Pumpe zu verwenden, müsste ich den Deckel der Achterpiek öffnen und den Schlauch nach Außenbords anbändseln. Das ist eine absolute Fehlkonstruktion für diese Bedingungen und überhaupt nicht machbar. Da werde ich dringend etwas dran ändern müssen.
Erst 5 NM vor Puerto de Mogan blieb der Wind schlagartig weg und die Welle viel auch langsam in sich zusammen. Das letzte Stück musste wieder der Motor ran. Vom Segeln hatte ich für heute auch genug. Vor dem Hafen bin ich erstmal vor Anker gegangen und habe meine Wunden geleckt. Das kann morgen eine große Putz- und Trocknungsaktion werden. Für heute reichte es mr aber und ich verschwand noch vor dem Dunkelwerden in die Koje.
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